Eigentlich hätte CubETH schon in diesem Frühling starten sollen. Was ist passiert?
Es hat Verzögerungen gegeben – das ist bei so komplexen Projekten nicht ungewöhnlich. Gleichzeitig geht es bei allen Innovationen für die Raumfahrt oft darum, die Ersten zu sein. Deshalb haben wir beschlossen, nun wenigstens schon einmal die Nutzlast, das heisst das Herzstück mit den Empfängern ins All zu schicken. Wir haben das Glück, mit dem Satelliten von Astrocast, einem Spin‐off der EPFL Lausanne, mitfliegen zu können. Das nimmt uns ein wenig den Zeitdruck.
Woher kommt der?
Auf der ganzen Welt arbeiten Hochschulen und Firmen an einer neuen Generation von Minisatelliten. Diese sind nicht nur bei der Herstellung billiger, sondern werden, weil sie nicht viel Platz beanspruchen, bei grösseren Missionen preisgünstig im Gepäck mitfliegen können. Heute sind weltalltaugliche GPS-Empfänger sehr teuer, sehr schwer und sehr gross. Deshalb kommen sie für kleine Satelliten gar nicht in Frage. Der hohen Kosten wegen haben zurzeit nur wenige Satelliten einen GPS-Empfänger an Bord – die Position eines Nachrichtensatelliten beispielsweise lässt sich auch durch Radarmessungen vom Boden aus ermitteln. Unser Ziel ist es, mit Massenprodukten eine kleine, leichte und billige Empfängerlösung zu bauen, die fähig ist, ihre Position mit einer Genauigkeit von wenigen Metern zu bestimmen – für den Grossteil aller Missionen ist das ausreichend –, dabei aber so wenig Platz braucht, dass es eigentlich gar keinen Grund mehr gibt, sie nicht auf allen Satelliten mitzunehmen. Das Anwendungspotenzial ist riesig, das sehen andere Forschungsgruppen auch. Und deshalb ist es kritisch, so schnell wie möglich zu starten. Der Platz in der Rakete ist schon gebucht.
Im Februar 2018 also geht es los. Was bedeutet die Mission für die ETH?
Es wird eine Technologiedemonstration. Wir testen die Komponenten unseres Elektronikboards im Labor auf Herz und Nieren, aber jetzt muss sich zeigen, ob es tatsächlich welltraumtauglich ist. Ob es also beispielsweise der kosmischen Strahlung im All standhält und, egal in welcher Lage, trotzdem funktioniert und seine Position genau bestimmen und die Daten übermitteln kann.
Und wenn es Pannen gibt, war alles umsonst?
Nein, uns wird entgegenkommen, dass wir auf Sicherheit gesetzt haben und mehrere Empfänger mitnehmen. Wenn bei zehn Navigationschips einer ausfällt, ist das nicht so schlimm, und bei einem Preis von unter 100 Franken bleiben die Kosten im Rahmen.
Ist Ihr Empfänger nur auf GPS ausgerichtet?
Nein, wir wollen auch das russische Satellitennavigationssystem GLONASS testen und natürlich auch Galileo, das europäische System. Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) ist sehr interessiert daran, zu wissen, wie sich das im Weltraum schlägt. Im Bereich der Navigationssatellitentechnologie hat sich in den letzten zehn Jahren sehr viel Spannendes getan – es ist für Forschung und Entwicklung sicher gut, dass wir in Europa nun ein eigenes System betreiben.
Und CubETH?
Das Projekt ist umstrukturiert und etwas verschoben worden. Je nach Erfolg der Mission an Bord des Astrocast‐Satelliten entscheiden wir dann, wie es mit CubETH weitergeht.