Sagenhafte anderthalb Milliarden Handys werden jährlich weltweit verkauft! Obwohl Handys eigentlich rund sieben Jahre lang gebrauchsfähig wären, schaffen sich die meisten Schweizerinnen und Schweizer bereits nach 12 bis 18 Monaten wieder ein neues Handy an. Doch nur 15 Prozent der alten Geräte gelangen wieder zurück in den Handel oder zu den Sammelstellen. Der Rest wird offenbar entweder achtlos weggeworfen oder liegt nutzlos zuhause herum – eine unnötige Verschwendung, besteht doch jedes Mobiltelefon aus vielen wertvollen Rohstoffen.
Ein Handy setzt sich aus ganz unterschiedlichen Komponenten zusammen. Etwas mehr als die Hälfte – zum Beispiel Gehäuse, Tastatur und Leiterplatte – besteht aus Kunststoff. Metallteile wie Leiterbahnen, elektronische und mechanische Komponenten machen ein Viertel aus. Ein weiteres Sechstel entfällt auf das Display aus Glas und verschiedene Keramikteile. Die restlichen drei Prozent schliesslich bestehen aus Stoffen wie Flüssigkristallen und Flammenhemmern.
Komplexe Mischungen
Chemisch gesehen sind Handys komplexe Mischungen. In einem normalen Gerät kommen über 40 verschiedene Elemente vor: Lithium, Beryllium, Titan, Chrom, Nickel, Kupfer, Arsen, Silber, Gold und Platin finden sich darin ebenso wie Silizium, Schwefel, Bor und Chlor. Die meisten dieser Elemente kommen allerdings nur in sehr geringen Mengen vor. Ein einzelnes Handy enthält beispielsweise nur 24 Milligramm Gold – das entspricht gerade mal einem kleinen Bruchteil eines Stecknadelkopfs.
Auch andere seltene Elemente wie Tantal, Palladium und Indium kommen nur in Spuren vor. Und doch sind gerade diese seltenen Elemente äusserst wichtig, könnten die Mobiltelefone doch ohne sie nicht derart kompakt und leistungsfähig gebaut werden. Tantal beispielsweise braucht man für sehr kleine Kondensatoren, die in elektronischen Schaltungen eine zentrale Rolle spielen. Palladium wird in Legierungen für Kontaktstellen eingesetzt, und ohne das seltene Element Indium hätten die Handys keine Bildschirme. Rechnet man die geringen Mengen in den einzelnen Geräten auf alle Mobiltelefone hoch, kommen beachtliche Mengen zusammen: 325 Tonnen Silber, 31 Tonnen Gold, 12 Tonnen Palladium, 12 000 Tonnen Kupfer und 4900 Tonnen Kobalt werden jedes Jahr benötigt, um neue Mobiltelefone herzustellen.
Gerade bei den exotischen Elementen, die in der Natur nur sehr selten vorkommen, hat der Verbrauch in den letzten Jahren rasant zugenommen. So gelangten beispielsweise rund drei Viertel des gesamten jemals abgebauten Indiums, Palladiums und Tantals in den letzten 30 Jahren auf den Markt. Wie lange dieser Abbau so fortgesetzt werden kann, ist unklar. So gibt es etwa immer wieder Warnungen, die weltweiten Indiumvorräte seien bereits in fünf bis zehn Jahren restlos erschöpft. Auch wenn sich diese Warnungen bis jetzt als übertrieben herausgestellt haben, erkennt die Industrie doch, wie wichtig das Recycling ist. Allerdings ist es gerade bei den seltenen Elementen sehr schwierig, diese aus den alten elektronischen Geräten zurückzugewinnen.