Körper & Gesundheit

Warum gibt es jedes Jahr eine neue Grippeimpfung?

Impfung

Bild: CanStockPhoto

Das Grippevirus ist für Menschen mit schwachem Immunsystem nicht harmlos. Mit einer Impfung kann man sich selbst vor einer Erkrankung und andere vor der Ansteckung schützen. Da sich das Virus jedoch äusserst rasch verändert, werden jedes Jahr neue, angepasste Impfstoffe verwendet.

Jeden Winter das Gleiche: Mit der ersten Kältewelle beginnt in Tram und Bus das grosse Husten und Niesen. Wer sich jetzt nicht mit einer Erkältung oder Grippe anstecken will, braucht gute Abwehrkräfte.

Eine echte Grippe (Influenza) kann aber für Menschen mit schwachem Immunsystem zu einer schweren Erkrankung werden. In der Schweiz müssen jährlich zwischen 1000 und 5000 Personen wegen einer Grippe ins Spital, bis zu 1500 Personen sterben daran. Gefährdet sind vor allem alte Menschen und Kleinkinder, Menschen mit chronischen Krankheiten und Schwangere. Auch Asthmatiker leiden besonders unter einer Grippe, denn die entzündeten und verschleimten Bronchien verengen sich noch mehr als sonst. Deshalb wird diesen Personengruppen eine jährliche Impfung gegen das Grippevirus (Influenzavirus) empfohlen. Auch Menschen mit guten Abwehrkräften können sich mit der Impfung eine unangenehme Krankheit mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen ersparen – und andere, anfälligere Personen vor einer Ansteckung schützen. Denn wer mit dem Grippevirus infiziert ist kann bereits vor Ausbruch der Krankheit andere anstecken; vielleicht auch jemanden, der Asthmatiker ist oder ein Baby hat.

Influenzaviren tricksen das Immunsystem aus

Bei der herkömmlichen Grippe-Impfung werden Virenbruchstücke, die nicht infektiös sind, in den Oberarmmuskel gespritzt. Unser Körper erkennt diese Stoffe als fremd und bildet Antikörper. Bei einer tatsächlichen Infektion mit diesen Viren wird der Eindringling von den Antikörpern schnell erkannt und anschliessend vernichtet.

Warum gibt es aber jedes Jahr einen neuen Impfstoff gegen die Grippe, wenn man doch gegen viele andere Krankheiten nach einer Grundimmunisierung lebenslang geschützt ist? Leider ergeben sich die Grippeviren dem menschlichen Immunsystem nicht kampflos. Ihr Trick gleicht dem eines guten Agenten: Bei der Vermehrung innerhalb unserer Zellen verändern sie ihr Aussehen. Unsere Antikörper erkennen die Viren nicht mehr; wir werden krank. Natürlich passiert dieser Vorgang nicht innerhalb von Minuten, sondern kann Wochen oder Monate dauern. Aber daraus folgt, dass jedes Jahr wieder neue Grippevirus-Varianten entstehen. Anfangs jeden Jahres versuchen daher die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) vorherzusagen, welche Grippestämme sich im nächsten Winter stark verbreiten werden. Gegen diese Stämme werden dann die Impfungen neu hergestellt, so dass sie vor dem Ausbruch der Grippewelle im Oktober oder November verabreicht werden können.

Lebenslanger Impfschutz gegen Grippe?

Es wird intensiv daran geforscht, einen Impfstoff zu entwickeln, der gegen alle oder die meisten Typen von Influenzaviren aktiv ist und jahre- oder lebenslangen Schutz bieten würde.

Dafür müsste man einen Virusbestandteil finden, der allen Grippeviren gemein ist und sich nicht verändert. Diesen Bestandteil könnte man für die Impfung verwenden, und die daraufhin gebildeten Antikörper würden ihn immer wieder erkennen. Zurzeit ist jedoch noch kein solcher Impfstoff genug ausgereift, dass man ihn an Menschen erproben könnte.

Krank wegen einer Impfung?

Die meisten haben schon von Menschen gehört, die durch eine Impfung krank geworden sein sollen. Das Risiko, dass ein Impfstoff die Krankheit hervorruft, gegen die er eigentlich schützen soll, besteht bei sogenannten Lebendimpfstoffen. Solche wurden früher beispielsweise gegen Pocken oder Polio (Kinderlähmung) verabreicht und enthalten eine geringe Anzahl abgeschwächter Erreger. In Einzelfällen genügten diese aber, um die Erkrankung auszulösen. Bei den meisten Standardimpfungen werden heutzutage abgetötete Erreger oder Erregerbestandteile verwendet, so auch bei der Grippeimpfung. Sie besteht aus inaktivierten Virusbestandteilen, die kein Erbgut enthalten und somit keine Erkrankung auslösen können (wie Viren krank machen, kannst du hier nachlesen). Unser Körper erkennt aber diese fremden Bestandteile und bildet Antikörper dagegen, so dass er für den Ernstfall gerüstet ist.

Die Nebenwirkungen der Impfung (z. B. eine Rötung oder leichte Schwellung an der Einstichstelle) sind normalerweise im Vergleich zu den Symptomen der Krankheit sehr gering. Unser Immunsystem ist nach der Impfung sehr aktiv, weshalb man danach vielleicht etwas müde und schlapp ist. Im schlimmsten Fall können vorübergehend erhöhte Temperatur und Gliederschmerzen auftreten. Doch wer starkes Fieber und andere Grippesymptome zeigt, hatte sich wohl vorher angesteckt – da kam die Impfung zu spät!

Erstellt: 17.11.2014
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