Zellen & Moleküle

Wie entstand das Leben auf der Erde?

Meteore

Ist die Entstehung des Lebens auf der Erde einem Meteoriteneinschlag zu verdanken? Bild: CanStockPhoto

Die Erde ist 4.6 Milliarden Jahre alt, oder ausgeschrieben: 4‘600‘000‘000 Jahre. Zu Beginn war unser Planet nichts als eine heisse Magma-Kugel, auf der noch kein Leben möglich war. Etwa eine Milliarde Jahre später war das anders: Auf der Erde gab es winzige, einzellige Lebewesen. Was hatte sich verändert, damit erste einfache Lebewesen entstehen konnten und es heute eine so grosse Vielfalt an Tieren und Pflanzen gibt?

Wie genau das Leben auf der Erde entstand, ist bis heute umstritten. Was jedoch sicher ist: Kurz nach ihrer Geburt war die Erde ein lebensfeindlicher Feuerball. Mit der Zeit kühlte ihre Oberfläche jedoch ab und sie erhielt eine dünne Gasschicht: eine frühe Atmosphäre, in der es aber noch keinen Sauerstoff gab. Erste Kontinente bildeten sich, die wie heute von grossen Ozeanen umgeben waren. Jetzt waren die Bedingungen zwar etwas gemässigter, und Wasser war auch vorhanden. Allerdings gab es auch zu diesem Zeitpunkt weder auf dem Land noch im Wasser Lebewesen.

Was ist eigentlich „Leben“?

Wenn wir uns im Alltag umschauen, ist meist ganz klar, ob etwas lebendig ist oder nicht: Pflanzen und Tiere leben, ein Stein jedoch nicht. Nicht immer ist der Unterschied aber so eindeutig, vor allem, wenn es um winzig kleine Objekte geht: Können sie wachsen und sich vermehren? Nehmen sie Nahrung auf und scheiden Abfall aus? Reagieren sie auf ihre Umwelt?

Irgendwann vor 3.5 Milliarden Jahren haben sich auf der Erde ein paar kleine Teilchen (Moleküle) zu Gruppen zusammengelagert und diese Fähigkeiten und Eigenschaften entwickelt. In diesem Moment entstanden die ersten Formen von Leben.

Über die weiteren Ereignisse streiten sich die Wissenschaftler. Es gibt dazu verschiedene Theorien.

1. Theorie: Die Ursuppe

Miller-Urey-Experiment

Mit diesem Experiment versuchten Stanley Miller und Harold C. Urey zu zeigen, wie aus der „Ursuppe“ Leben entstanden sein könnte. Bild: Xerxes2k/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Stanley Miller und Harold C. Urey waren zwei amerikanische Wissenschaftler, die mit einem Experiment zeigen wollten, wie das Leben auf der Erde entstanden sein könnte. In einem Kolben erhitzten sie Wasser und liessen es mit denselben Gasen reagieren, die auch die Luft über der jungen Erde bildeten. Dieses Gemisch (die „Ursuppe“) beschossen sie mit Funken und hofften, dass durch diese Mini-Blitze in der Ursuppe neue Moleküle entstehen würden, die man als „lebendig“ bezeichnen könnte. Tatsächlich bildeten sich in dem Experiment Aminosäuren, die Grundbausteine des Lebens. Wie sich diese Aminosäuren zu Zellen und schliesslich komplexeren Lebewesen zusammengefunden haben, konnte das Experiment der beiden Amerikaner jedoch auch nicht erklären.

2. Theorie: „Schwarze Raucher“

"Schwarzer Raucher"

Ein Schwarzer Raucher im Atlantischen Ozean. Bild: NOAA Photo Library/Wikimedia Commons

„Schwarze Raucher“ sind kegelförmige Gebilde am Grund der Tiefsee, die bis zu 20 Meter gross sein können und ein wenig an Schornsteine erinnern. Es sind Quellen, aus denen bis zu 400°C heisses Wasser strömt. In diesem Wasser sind verschiedene Stoffe gelöst, zum Beispiel Eisensalze. Manche Wissenschaftler sind überzeugt, dass in diesem chemischen Cocktail erste frühe Lebensformen entstanden sein könnten.

3. Theorie: Kamen unsere Vorfahren aus dem Weltall?

Eine weitere Theorie geht davon aus, dass eine „spontane“ Entstehung von Leben nicht möglich ist. Ihre Unterstützer sind überzeugt, dass die ersten einfachen Lebewesen ihren Weg aus dem Weltall auf die Erde gefunden haben. Meteoriten, die auf der Erde einschlugen, könnten zum Beispiel Bakterien enthalten haben. Aber wie entstand dann das Leben im Weltall … ?

Was sind denn Prokaryoten?

Es ist also bis heute nicht endgültig geklärt, wie das Leben auf der Erde tatsächlich entstanden ist. Ziemlich einig sind sich die Experten dafür bei den ältesten Organismen: Sie vermuten, dass dies sogenannte Cyanobakterien waren. Cyanobakterien sind einzellige Lebewesen ohne Zellkern, von denen es auch heute noch zahlreiche Arten gibt.

"Teichpflaumen" (Kolonien von Cyanobakterien)

Gewisse Cyanobakterien bilden Kolonien, die wie Gel-Kugeln aussehen. Die allerersten Lebewesen auf der Erde, ebenfalls Cyanobakterien, waren aber sicher viel unscheinbarer. Bild: Christian Fischer/Wikimedia Commons, CC-Lizenz

Die ersten Cyanobakterien gewannen ihre Energie aus im Wasser gelösten Mineralien und schieden als Abfallprodukt Sauerstoff aus. Dieser Sauerstoff sammelte sich mit der Zeit in der Erdatmosphäre, so dass später Lebewesen entstehen konnten, die Sauerstoff atmen – wie wir.

Auf die Cyanobakterien folgten andere Bakterienstämme, die auch andere Energiequellen nutzten und anders aussahen. Wie sich aus den einzelligen Organismen ohne Zellkern („Prokaryoten“) schliesslich komplexere, auch mehrzellige Lebewesen mit Zellkern („Eukaryoten“) gebildet haben, ist jedoch nicht bis ins Detail geklärt.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Ereignisse um die Entstehung des Lebens auf der Erde auch heute noch einige Rätsel bereithalten. Was eigentlich nicht verwunderlich ist: Das Ganze ist ja auch schon unglaubliche 3‘500‘000‘000 Jahre her!

Erstellt: 03.10.2016
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