Erde & Umwelt

Die Zeitzonen oder wie es Phileas Fogg gelang, seine Wette zu gewinnen

Zeitzonen

Die Zeitzonen und Zeitverschiebungen bezogen auf die geografische Lage. Bild: CanStockPhoto

Wie gelang es Phileas Fogg in Jules Vernes Klassiker „In 80 Tagen um die Welt“, seine Wette zu gewinnen und tatsächlich „in achtzig Tagen“ wieder in England zurück zu sein? Dank der Zeitzonen und der Datumsgrenze. Denn obwohl die beiden Seiten dieser Grenze nur zwei Reisestunden voneinander entfernt sind, liegt zwischen ihnen dennoch ein ganzer Tag.

Die „Drehungen“ der Erde

Der Planet Erde kennt verschiedene Arten von „Drehungen“ (Rotationen). Da ist zuerst die Drehung um die Sonne, die auch Umlaufbahn der Erde genannt wird. Die Erde benötigt ungefähr ein Jahr, bis sie die Sonne einmal umrundet hat. Dieser Drehung und der Neigung der Erdachse verdanken wir die Jahreszeiten. Die zweite Drehung ist die der Erde um sich selbst, vergleichbar mit einem Kreisel. Diese als Erdrotation bezeichnete Drehung wird uns noch weiter interessieren, da sie ungefähr 24 Stunden dauert und für den Wechsel zwischen Tag und Nacht verantwortlich ist. Die Uhrzeit ist nicht überall auf der Erde gleich: Während auf der einen Hälfte der Welt die Sonne scheint, ist auf der gegenüberliegenden Seite Nacht.

Die Zeitzonen

Dieses Phänomen spielte früher lange keine Rolle. Es wurde erst dann zu einem ernsthaften Problem, als die Vorrichtungen zur Messung der Zeit sich präzisierten und die Transportmittel schneller wurden. Vor allem Reisende wurden in ihrer Geduld auf die Probe gestellt, da es keine Seltenheit war, dass die am Abreise- und Ankunftsort geltenden Uhrzeiten verschieden waren. Städte und Dörfer entschieden selbst, welche Form der Zeitmessung an diesem Ort gültig war. So konnte es vorkommen, dass eine Uhr auch bei kurzen Reisen scheinbar plötzlich um mehrere Minuten nach- oder vorging, wenn ihr Besitzer seine eigene mit den Uhren am Ankunftsort verglich.

Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der Italiener Giuseppe Barilli die Idee, die Erdoberfläche in verschiedene Zonen einzuteilen und damit die Zeit zu vereinheitlichen: die Geburtsstunde der Zeitzonen. Diese Zeitzonen beziehen sich auf das bereits früher eingeführte System der Längengrade, auch Meridiane genannt. Die Zeitzonen sind folglich unsichtbare Bänder, die vom Nord- bis zum Südpol reichen und je eine unterschiedliche Zeit repräsentieren. Ende des 19. Jahrhunderts schlug Sandford Fleming ein System mit 24 Zeitzonen vor und wählte als Bezugslinie den Meridian von Greenwich, der auf der Höhe von England liegt. Er wird auch als Nullmeridian bezeichnet, nach dem sich alle anderen Zeitzonen richten. In Flemings System entspricht jede der 24 Zeitzonen einer Stunde des Tages. Das ursprünglich so einfache System ist heute jedoch um einiges komplizierter und um mehrere Zeitzonen reicher, da in einigen Ländern viertel- oder halbstündige Zeitverschiebungen gelten.

Datumsgrenze

Die zwei Männchen halten sich an den Händen und doch gilt für jedes ein anderes Datum. Wenn das rechte Männchen einen Schritt nach Westen macht, muss es seinen Kalender um einen ganzen Tag nach vorne stellen. Geht das linke Männchen nach rechts, muss es seinen Kalender um einen Tag zurückstellen. Das ist ganz praktisch, wenn man seinen Geburtstag zwei Mal feiern will :-) Zum Vergleich die Uhrzeit und das Datum in London (UTC: Temps universel coordonné, Koordinierte Weltzeit). Bild: Redaktion SimplyScience

Die Datumsgrenze

Unabhängig von der Zeitzone gilt jedoch eine wichtige Regel: Um Mitternacht wechselt das Datum und wir gehen von einem Kalendertag in den nächsten über. Neben dem Nullmeridian durch Greenwich ist die Datumsgrenze eine zweite wichtige Bezugslinie. Sie liegt ungefähr auf dem 180. Längengrad und damit gegenüber dem Nullmeridian. Egal zu welcher Tageszeit man die Datumsgrenze überquert, man muss dann auf jeden Fall das Datum wechseln. Bei einer Überquerung von West nach Ost gelangt man in den vorangegangenen Kalendertag, bei einer Überquerung von Ost nach West in den nächsten. In "In 80 Tagen um die Welt" glaubt Phileas Fogg bei seiner Rückkehr nach London, dass er seine Wette verloren hat, da er nach seiner Zeitrechnung etwas mehr als achtzig Tage unterwegs gewesen ist. Er hat bei seiner Umrundung der Erde in östlicher Richtung jedoch vergessen, sein Datum beim Überqueren der Datumsgrenze um einen Tag zurückzustellen. Fogg war also tatsächlich nur achtzig Tage unterwegs und gewann seine Wette.

Ein Ausschnitt aus der Karte der Zeitzonen zeigt, dass sowohl die Zeitzonen als auch die Datumsgrenze nicht genau entlang des 180. Längengrads verlaufen, sondern sich abschnittsweise an politischen Grenzen orientieren. Bild angepasst von: US Central Intelligence Agency

Ein Zeitsprung

Die Datumsgrenze kann für die Bewohner der Inseln in ihrer Nähe zur Herausforderung werden. Auf einer Reise, die nur zwei Stunden dauert und während der nur eine kurze Strecke zurückgelegt wird, kann trotzdem ein ganzer Kalendertag vergehen. Auf Wunsch von Kiribati, einem Staat, dessen Inseln sich bis 1995 auf beiden Seiten der Datumsgrenze befanden, wurde die Grenze ein wenig verschoben, sodass das ganze Land in einer Zeitzone liegt. Dank dem neuen Verlauf der Datumsgrenze waren die Bewohner von Kiribati an Silvester 1999 die Ersten, die das neue Jahrtausend begrüssen konnten. Damals war die Datumsgrenze für viele Touristen ein Grund, nach Kiribati zu reisen, um bei diesem Fest dabei zu sein. Und auch wenn die Verlockung für eine so weite Reise heute nicht mehr so gross ist, bleibt die Datumsgrenze eine Kuriosität unseres Planeten.

Sommer- und Winterzeit

Nervt es dich auch, wenn du bei der Zeitumstellung im Frühling eine Stunde weniger schlafen kannst? Freust du dich dann bereits auf den Herbst, wenn das Wochenende dafür plötzlich eine Stunde länger ist?

Der Grund dafür, dass viele Länder auf der Erde die Uhren im Frühling eine Stunde vor- und im Herbst eine Stunde zurückstellen, ist eine wirtschaftliche Frage. Die Umstellung soll eine effizientere Nutzung des Tageslichts erlauben und damit Kosten für die Erzeugung von künstlichem Licht einsparen. Stellen wir die Uhren im Frühling vor, wird das Zeitfenster, in dem das Tageslicht nicht ausreichend ist, mehr in die Schlafenszeit verschoben. Die Winterzeit ist also eigentlich die „richtige“ Zeit. Die Idee der Zeitumstellung hat eine lange Geschichte; bereits 1784 schlug Benjamin Franklin eine ähnliche Massnahme vor. Doch obwohl während den beiden Weltkriegen kurzzeitig Zeitumstellungen eingeführt wurden, gab erst die Ölkrise 1973 den Ausschlag für eine generellere Einführung einer Sommerzeit. Dies jedoch vorwiegend in Staaten, die weiter vom Äquator entfernt liegen. In Äquatornähe schwankt die Dauer des verfügbaren Tageslichts im Verlauf des Jahres kaum und eine Sommerzeit hat somit wenig Sinn. Inzwischen ist klar, dass die Sommerzeit den Energieverbrauch auch in äquatorfernen Staaten nicht spürbar reduziert. Immer wieder fordern Kritiker gar eine Abschaffung der Sommerzeit. Sie begründen dies unter anderem mit negativen Auswirkungen der Massnahme auf die Gesundheit und im Arbeits- und Transportwesen.

Ein kleiner Tipp, wie du dir die Art der Umstellung mithilfe des Schweizerdeutschen merken kannst:

  • Im Frühling wird die Uhr am letzten Sonntag im März um eine Stunde „füre“ verstellt. Die Uhrzeit wird von 2 Uhr nachts auf 3 Uhr nachts vorgestellt.
  • Im Herbst wird die Uhr am letzten Sonntag im Oktober um eine Stunde „hindere“ verstellt. Die Uhrzeit wird von 3 Uhr nachts auf 2 Uhr nachts zurückgestellt.

Auf dieser interaktiven Karte kannst du in Echtzeit sehen, wie viel Uhr es in verschiedenen Orten der Welt ist.

Erstellt: 19.04.2017
Mehr